Arno Strobel: Offline

erschienen am 25.09.2019 // FISCHER Taschenbuch // 374 Seiten

"Offline" von Arno Strobel

Du möchtest endlich wissen, ob Du ein paar Tage ohne Dein Smartphone zurechtkommen wirst? Du sehnst Dich nach Ruhe und Abgeschiedenheit? Du willst die Schönheit der Berchtesgadener Alpen bestaunen, ohne darüber nachzudenken, wie Du die Szenerie auf ein Foto bannst, das wirklich „instagram worthy“ ist?

Möglicherweise ist die Digital-Detox-Tour der Agentur „Triple-O-Journey“ genau das Richtige für Dich!

Für mich kam die Lektüre von „Offline“ genau zur richtigen Zeit: Eingekuschelt in eine warme Decke (und gekuschelt von meiner Katze) und in Erwartung des ersten Schnees habe ich diesen Thriller in einem Rutsch durchgelesen.

Worum geht es?

Eine kleine Agentur, die „Triple-O-Journey“ bietet zum ersten Mal eine „Digital Detox“-Tour an. Sie ist wahrhaft „out of ordinary“, denn die Teilnehmer geben nicht nur ihre Smartphones ab, sondern wandern gemeinsam in ein einsam gelegenes Bergsteigerhotel auf dem Watzmann. Für die einen ist der Ausflug eine teambildende Maßnahme, für andere ein Selbstfindungstrip oder gar ein Experiment. Sie ahnen nicht, dass die vollkommene Abgeschiedenheit schon bald zum Problem werden wird …

Dann aber finden sie einen der Ihren grausam verstümmelt auf und das Unheil nimmt seinen Lauf. Eingeschneit in einem nur halb renovierten Berghotel, das mit seinen vielen Fluren und Räumen einem Fuchsbau gleicht, und ohne jeden Kontakt zur Außenwelt, sind die Teilnehmer des Ausflugs auf sich allein gestellt. Hat der Täter sich von außen Zugang zum Hotel verschafft oder ist er etwa mitten unter ihnen?

Meine Meinung

Ein paar Leute, die sich nicht oder kaum kennen, sind zusammen eingeschlossen und müssen realisieren, dass sich unter Ihnen vielleicht ein gewaltbereiter Psychopath befindet. Diese Idee ist nicht neu, funktioniert aber einmal mehr perfekt, da dieser Grundkonstellation allein immens viel Spannungspotenzial innewohnt: Es werden Allianzen gebildet und wieder gesprengt, es wird die schmutzige Wäsche der anderen gewaschen, manch einer verliert die Nerven, ein anderer lässt sich unter Gruppendruck zu Dingen zwingen, von denen er nicht überzeugt ist.

Das Misstrauen innerhalb der Gruppe spitzt sich ebenso wie die Lage unaufhaltsam zu. Arno Strobel gelingt es dabei, genug Indizien aufzuzeigen, die auf den wahren Täter verweisen, streut aber auch reichlich falsche Fährten. Die Ungewissheit, wer für die grauenhaften Taten verantwortlich ist, bleibt somit bis zum Schluss des Thrillers bestehen. Der Spannungsbogen reißt somit kein einziges Mal ab.

Dafür sorgt Strobel auch mit seinen Figuren, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Erste Spannungen deuten sich bereits beim ersten Zusammentreffen der Gruppe an, doch wird manch zweifelhafter Charakterzug erst später im Buch sichtbar. Bisweilen hätte ich mir gewünscht, noch mehr über die auftretenden Personen zu erfahren; doch manchmal muss man sich als Leser nun einmal mit Andeutungen begnügen, die dafür umso mehr dazu einladen, sich selbst den Kopf zu zerbrechen.

Alles in allem hat mich „Offline“ hervorragend unterhalten – ich war tatsächlich für einige Stunden nicht am Smartphone und bin erst wieder unter meiner Kuscheldecke hervorgekrochen, als die Lektüre beendet war.

Kaufempfehlung

Ich würde „Offline“ Thriller-Lesern empfehlen, die Settings lieben, bei denen sich auf kleinem Raum eine spannende Geschichte entfaltet.

Zurück zu den Büchern …

Im Oktober 2010 habe ich diesen Blog gestartet. Es folgten 460 Beiträge, von denen die meisten Rezensionen zu Büchern beinhalteten, die ich gerade gelesen hatte. Ich habe so manche Lese-Challenge mitgemacht, auch die ein oder andere private Zeile mit Euch geteilt und eigentlich immer sehr viel Freude an diesem kleinen Projekt gehabt.

Aus persönlichen Gründen musste ich jedoch immer kürzer treten: Die Beiträge wurden kürzer, sie wurden seltener und schließlich schlief mein kleiner Blog ein. Seitdem ist es mir nicht mehr gelungen, ihm Leben einzuhauchen.

Vielleicht kann sich das nun, rund zehn Jahre später, wieder ändern. Ich lese wieder häufiger als früher und habe große Lust dazu, meine Leseerfahrungen mit Euch zu teilen und den kleinen Bücherfresser mit Lesestoff zu füttern, wenn es meine Zeit zulässt.